Texte und Hörproben

Texte und Hörproben

 


Zum Zentrum hin

dornig das Zweigwerk am
Weg die Blätter gezeichnet
aus Stunden Gläsern Tag-
bogen aus nachtgewölbten
Blickwinkeln ein Hürden-
oder Himmelslauf bis hin
zum Achspunkt Brennpunkt
Mittelpunkt ist unsere Sonne
zugleich eher am Rand und
eigentlich recht klein ein
Zwergstern nur ein kleiner
Spritzer unter den vielen
Spritzern verschütteter Milch

 


So aus der Welt

in der Welt der Welt aus Eis
ausgesetzt ... das Schiff ein
schwarzer Keil die Fahrrinne
ein dünner Strich wie Tusche
auf Papier auf ebenem auf
unbewegtem Weiß auf weiter
leerer Fläche: ein dumpfes
Beben läuft durchs Schiff es
sucht den Riss ... ich möcht’
das Offene messen

 


Notizen, zur Zeit,

oder Farben, und Regen, vielleicht,
was es sein wird, eine Geschichte
von Löwen oder fliegenden Fischen,
rund um einen Schachbretttisch
Geschrei – und am Meer, die Segel
trächtig, oder ist es nur ein Flimmern
von Licht, ein notwendiger Engel,
verschwimmend, in Silber oder in Gold,
ein Lichtverhältnis, ein Wort
wie Verschwendung oder vor-
die Wellen umschreibend, das Wissen,
dass nach dem Regen Luft sein wird

Videoaufnahme (mit spanischen Untertiteln)

 


Und in den Ecken

Klang bei Klang die vielen
Ewigkeiten ... Staub liegt
auf der Lauer
... der Engel
gürtet einen Blitz ... die Narrheit
will den Himmel stürmen!
...
im Aug’ wies Gestern ins
Heute eingelegt das Salz die
Süße dies flüchtige Stück Erde
von weitem höre ich ein Raunen:
Kann Flügel werden das Bein
schon bei leiser Berührung?
...
auf Wollsohlen springt ein Traum

Videoaufnahme (mit spanischen Untertiteln)

 


Wie ein Tag weiss

aus einer Nacht kriecht
Licht auf die besetzten
Orte fällt ein Wind irdisch
vergnügt in Gott versucht
Gespenster zu verjagen
zwischen Haut und Herz
als wäre es zu fassen
ein Ich sich Wörter
von den Lippen reissen
lässt greift eine Hand
die andere im Glück
oder so ähnlich

Aus: Luftblaumesser

Hörprobe (MP3)
Aufnahme: Michel Seigner

 


Aber

du kannst nicht wissen, wo du bist,
weil Nebel herrscht, und du schließt die Augen,Schönheit ist, wo Augen ruhen können, und du schließt die Augen, um zu sehen, was das Wasser sieht. Und du gehst die Straßen, ganz und gar anderswo, silently and very fast … und du denkst die Wellen,

aber niemandem wäre dies zuzuschreiben, noch das übliche Nebelmeer, oder was doch übers Rot zieht, das Viereck links unten, Quadrat, aber unten, links unten, das Nebelmeer … oder was schwebt, schwingt, quillt – Licht hätte da nicht geholfen, oder ob da noch eine Kuppel zu zeigen gewesen wäre, oder eine rote Ziegelfarbe, ein Brunnen, oder die Spiegelung einer Brücke
… Kontamination,
Vermischung, Vermengung, Vermeerung …
ein Wasser entlang.
Das Wissen, dass nach dem Regen Luft sein wird.

Aus: Farbtreiben

Hörprobe (MP3)
Aufnahme: Ulrich Suter; publiziert in Unterm gestohlenen Bild, cultures, Schöftland 1998

 


Scapes

sehfächrig,
oder vom Aufwerfen, von Farben, oder was an den Ästen raschelt
und über den Gebrauch von Blau oder Grün oder Rot,
ein Farbstück, die Farbe ausgebreitet,
und schon nicht mehr.
Und keine Frage nach dem Warum, ein machtvoll sitzender Klang, Versuchung,
des Sehens, Malstrom, oder wenn alles überschwappt,
… Federarbeit,
das Flügelflimmern, Farbe, in eine Hand
hinzuhalten, Flirren, ein machtvoll sitzender Klang, Versuchung
eines Sehens, Seidengespinst, so Zungen,
das Erwandern einer Farbe, oder nach richtigem Maßstab,
oder beidhändig, wie die Liebe.
An den Ecken rollt sich die Landschaft ein.

Aus: Farbtreiben

Hörprobe (MP3)
Aufnahme: Ulrich Suter; publiziert in Sehstück, cultures, Schöftland 2000